Bis jetzt haben wir uns nur mit der Heptatonik beschäftigt, die aus Skalen (Tonleitern) mit sieben unterschiedlichen Tönen besteht (hepta, griech.: ´sieben´). Wobei wir allerdings 8 Töne aufschreiben, und den Grundton, also die 1. Stufe wiederholen (eine Oktave höher natürlich) und es damit 7 unterschiedliche Töne sind (Bsp. C-Dur: C-D-E-F-G-A-H). In der der Pentatonik hingegen verwendet man Skalen mit fünf Tönen. Die Wörter Pente und Hepta kommen aus dem Griechischem und bedeuten ´fünf´ bzw. ´sieben´.
Es gibt verschiedene Fünftonskalen, hier beschäftigen wir uns mit der ´wichtigsten´, die westliche/abendländische Pentatonik (ein eventueller Vorläufer der Heptatonik).
Ganztonpentatonik
Wenn wir fünf Töne im Abstand von einer reinen Quinte übereinander bilden, so erhalten wir die Töne einer pentatonischen Skala:
Schreiben wir diese Töne nun in einen Oktavraum, so erhalten wir die eigentliche Skala:
Ein wichtiges Merkmal der Ganztonpentatonik ist, dass es bei ihr keine Leittöne gibt, also nicht wie in einer Dur Tonleiter Halbtonschritte (C-Dur z.B.: e-f, h-c). Also keine Töne die zu einem anderem ´streben´. In einer C-Dur Tonleiter beispielsweise ´strebt´ das h zum c. Man merkt, dass etwas fehlen würde, wenn man das c danach nicht spielt.
Läßt man bei einer Dur Tonleiter die Halbtonschritte weg, und zwar die 4. (f) und 7. Stufe (h), so erhält man auch eine Pentatonische Skala (Tonleiter), allerdings ist sie historisch gesehen so nicht entstanden. Das c wird übrigens nicht wie bei einer Dur-Tonleiter nochmals als 6. Ton hingeschrieben, weil wir sonst keine 5 Töne (hepta) hätten (natürlich nur beim reinem schreiben der Skala, beim Spielen kann man ja in den Oktavräumen hin und her wechseln).
Eine weitere Besonderheit dieser Skala ist, dass man sie wie einen Dreiklang umkehren kann, so erhält man ähnlich wie bei den Kirchentonleitern verschiedene Modi:
Benutzt werden hierbei allerdings nur der erste, dritte und fünfte Modus, weil man diese in Moll und Dur klassifizieren kann. Sie haben eine kleine bzw. eine große Terz in Bezug auf den Grundton. Dur: 1. Modus. Moll: 3. und 5. Modus.
Benutzt man auf einer Klaviatur nur die schwarzen Tasten, so erhalten wir eine pentatonische Skala von jeder schwarzen Taste aus.
Geschichte und Anwendung der Pentatonik
Die Pentatonik ist charakteristisch in der ostasiatischen Musik und ist in ganz Asien von Indien bis Japan verbreitet. Wahrscheinlich geht das auf einen gemeinsamen Ursprung zurück, der sich heute aber nicht mehr genau nachverfolgen lässt.
Verwendet wird die Pentatonik allerdings auch bei uns in der Rockmusik und ist meist eine der ersten Tonleitern, die ein Gitarrenschüler lernt, weil diese sehr einfach zu greifen ist. Die Mollpentatonik bildet zudem die Grundlage der Bluestonleiter.
In vielen einfachen Melodien (z.B. ´Haribo macht Kinder froh und Erwachsene ebenso´) findet man die Pentatonik wieder. In der klassischen Musik wird sie ebenso verwendet (z.B. von Claude Debussy). Sie ist aber auch in der Volksmusik der Pyrenäen, der Bretagne, im Balkan und Osteuropa stark vertreten.
Aber auch im Jazz wird die Pentatonik zum hervorheben von bestimmten Akkorden verwendet.
Um Missklänge leicht vermeiden zu können, verwendet man die Pentatonik auch oft in der Improvisation. So hat man keine Leittöne (Halbtonschritte) und kann keine ´schiefen´ Akkorde bilden.
Hemitonische Pentatonik
Zudem gibt es auch noch die Hemitonische Pentatonik (oder ditonische), die als wesentliches Merkmal Halbtonschritte verwendet. Ein Beispiel wäre hierfür: e, f, a, h, c in den Isländischen Zwiegesängen.
10 Gedanken zu “Pentatonik – die ostasiatische Musik, Skalen mit fünf Tönen statt mit sieben”
Müsste es nicht asiatisch heißen statt asisch?
Vielen Dank für den Hinweis. Ist korrigiert!
Hallo,
vielen Dank für die Infos. Sehr hilfreich für mich !
Noch eine Frage: Ist dieser Text
“ … weil wir sonst keine 5 Töne (hepta) hätten … “
so richtig? Hätte jetzt eher an penta statt hepta gedacht.
Gruß,
Uwe P. Wettin
Sehr hilfreiche Erklärung!
Vielen Dank!
Super erklärt.
Ich bin wirklich Anfänger und muss – nein will – mich damit beschäftigen. Das ist einfach Basic- Wissen. Zum Thema Pentatonik fände ich den Hinweis und zwei / drei Sätze zur Bluestonleiter ganz gut.
sehr gut erklärt, vielen dank! (ein korrekturhinweis! ihr schreibt: „… weil wir sonst keine 5 Töne (hepta) hätten“ – ich denke, es sollte hier „penta“ heißen, also „5“.
Seit wann lebte Claude Debussy zu Zeiten Mozarts?
Wenn wir genau sein wollen, ist die Klassik in der Musik doch nur die Wiener Klassik, also Werke von Beethoven, Mozart und Haydn.
Debussy war Impressionist.
Eure Formulierung an dieser Stelle ist ungünstig gewählt
Hallo Chia, es war die Rede von „klassischer Musik“ und nicht der „Wiener Klassik“ mit Mozart, etc. Hier wurde klassische Musik im Sinne von „ernster Musik“ im Gegensatz zur „Unterhaltungs-Musik“ gemeint. Aber das weißt Du sicherlich. Ich finde den Artikel gelungen, vielen Dank!
Ich verstehe nicht ganz wie man die Pentatonik Tonleiter wie Dreiklänge umkehren kann. Könnt ihr es in der Zeichnung genauer verdeutlichen?
Hallo Timbinshi, wenn du weisst wie man einen Dreiklang umkehrt wirst du keine Zeichnung benötigen. Du musst in jedem Fall in der Lage sein den höchsten und tiefsten Ton zu bestimmen, entweder im Notenbild oder (besser) auf einer Klaviatur. Dann bestimme den Namen des tiefsten Tones, wenn du den weisst suche den Ton gleichen Namens der höher liegt als der derzeit höchste Ton und füge ihn hinzu, den bislsng tiefsten Ton schmeisst du raus. Das Ergebnis ist eine Tonreihe deren vormals zweiter Ton nun der tiefste Ton ist und der vormals tiefste Ton ist nun der höchste in der Reihe. Bezogen auf die Ausgangsreihe nennt man das erste Umkehrung. Verfährst du mit der Tonreihe dieser ersten Umkehrung genau wie vorher erhältst du die zweite Umkehrung, dann die dritte…usw. Bei allen Umkehrungen verändert man lediglich die Oktavlagen einzelner Töne, nicht aber den „Tonpool“ als solches. Es verändert die Klangfarbe und klangliche Wirkung, nicht aber die Funktion innerhalb einer Harmoniestruktur. Besser als jede Zeichnung oder Formel ist es den Klang zu erzeugen und damit übers Gehör wirken zu lassen.